Meine Rosenstolz-Story
Ich bin Olaf Blecker, Fotograf – und über viele Jahre war ich der visuelle Begleiter der Band Rosenstolz.
Unsere gemeinsame Geschichte beginnt 1989. Ich war 17, ein verpeilter New-Wave-Grufti mit hochtoupierten Haaren und einer großen Liebe für The Cure und Depeche Mode. In einem kleinen Club in Braunschweig begegnete ich Peter Plate. Aus dieser Begegnung wurde schnell eine Freundschaft – und eine enge kreative Verbindung. Peter machte schon damals Musik, produzierte Kassetten, schrieb Songs und verschickte Demos. Ich war beeindruckt von seinem unerschütterlichen Glauben an sich selbst und seiner unerschöpflichen Energie.
Irgendwann fragte er mich, ob ich seine Kassetten gestalten wolle. Also lieh ich mir eine Kamera und Dunkelkammer-Equipment und gestaltete seine ersten MC-Cover – im Copyshop, mit Rubbelbuchstaben und ganz viel Herz. So begann meine fotografische Reise.
Peter lernte später Ulf Leo Sommer kennen, beide zogen nach Berlin. Ich kam ein halbes Jahr später nach. Dort lernten sie Anna R. kennen. Ich erinnere mich genau, wie ich zum ersten Mal „Ich geh auf Glas“ hörte – und sofort wusste: Das ist besonders. Bis heute ist das einer meiner Lieblingssongs.
Von da an begleitete ich Rosenstolz als Fotograf – noch vor meiner Ausbildung am Lette-Verein. Eines meiner ersten Fotos erschien als Konzertankündigung in einer Berliner Tageszeitung – für einen der allerersten Auftritte von Rosenstolz in der Galerie Bellevue. Ich veröffentlichte es unter dem Pseudonym „Sam Payne“ (frag mich nicht, warum – vielleicht klang’s für mich nach Champagne … oder nach Pain. Das war wohl ein Überbleibsel meiner Grufti-Zeit).
Tom Müller, der die ersten beiden Alben von Nina Hagen produziert hatte, sah das Foto, war fasziniert von Anna – und kam wegen des Bildes zum Konzert. Dort entdeckte er Rosenstolz. Man kann also sagen: Mein Foto hatte seinen Anteil an diesem entscheidenden Moment.
Das ikonische Foto von Anna, das heute viele mit ihr verbinden, entstand wenig später – bei mir zu Hause, im Flur meiner ersten Berliner Wohnung. Eine Rolle Packpapier, eine Taschenlampe, ein stiller Moment. Für viele ist dieses Bild zu einem Symbol geworden – für Anna, für ihre Kunst, für ihren viel zu frühen Abschied.
Heute, viele Jahre später, verkaufe ich genau dieses Foto in meinem Shop. Nicht einfach als Print, sondern als Stück Erinnerung. Als Teil von Popgeschichte. Als Teil von Anna. Und auch von mir.